FOOD-STADT
PANEL
12. März 2017, Bern Expo
Während aufstrebende, junge Gastronomen aus Bern dem Publikum kleine Köstlichkeiten servieren, diskutieren wir die regionale Wertschöpfungskette der Food-Stadt Bern.
Es kochten, backten und diskutierten Fabian Zbinden (im Bild), Donat Berger, Samuel Bühlmann, Hans Merki und Raphael Pfarrer. Moderiert wurde das Gespräch durch Deana Gariup (im Bild) und Caspar Lundsgaard-Hansen. Dies sind die Eckpunkte des Gesprächs:
Lokale Produktion stösst auf wachsendes Interesse!
Viele Konsumentinnen und Konsumenten schätzen es, einen engeren Bezug zu Lebensmitteln herstellen zu können: Zu wissen, wie ein Tier gelebt hat; zu verstehen, woher ein Produkt kommt; Geschichten aus der eigenen Lebenswelt zu hören. Doch viele Leute wissen auch heute (noch) nicht, welche Früchte wann wachsen und welche Gemüsesorten wann erntereif sind in unserer Region. Einfach gut «käfälä» und «Systemgastronomie» reichen vielen Bernerinnen und Berner aus.
Bern liegt kulinarisch im Schnittpunkt!
Grossmassstäblich befinden wir uns an der Grenze zwischen der deutsch- und westschweizerisch geprägten Küche. Beispielhaft dafür steht die Vielfalt an Würsten. Kleinmassstäblich liegt Bern zwischen den Regionen des Seelandes, des Emmentals und der Alpen. Das erlaubt Vielfalt vor dem Hintergrund reicher Traditionen. Zu den regionalen Traditionen gesellten sich neue Produkte und Rezepte von Immigranten aus Europas Süden und Osten. Sie machen heute einen wesentlichen Bestandteil der Berner Küche aus. Deshalb: Tradition ist nicht alles. Berner Küche ist was die Menschen hier kochen. Wie sie lokale Produkte in neuen, überraschenden Gerichten verwenden.
Keine «New Nordic Cuisinie» für Bern!
Kopenhagen nach Bern zu bringen ist etwas weit hergeholt. Man kann keinen Leitfaden schreiben und den Menschen sagen, was sie gut zu finden haben. Die Verbindung guter lokaler Produzenten und Berner Konsumentinnen und Konsumenten: Dies gilt es zu erreichen. Bern für Bern. Bessere regionale Wertschöpfungskreisläufe zu schaffen. Aber die Leute wollen nicht nur Seeländer oder Emmentaler Käse, sondern auch französischen und italienischen Käse. Und den suchen sie sich auch!
Die Vernetzung unter den Akteuren funktioniert bereits heute!
Innerhalb Berns kennen sich die Leute sehr gut. Es entstehen schnell neue Dinge. Problematischer ist der Stadt-Land-Graben. Es braucht Brückenbauer. Es braucht den persönlichen Austausch - 1:1. Man muss sich näher kommen, Verständnis entwickeln und merken, dass man gar nicht so unterschiedlich ist. Stadt und Land begegnen sich im Alltag zu selten direkt. Aber: Die Vernetzung ist nur sekundär. Am allerwichtigsten ist doch, dass die Akteure mit Herzblut bei der Sache sind. Dass sie die extra Meile gehen. Dass sie innovativ sind. Dann kommen die Leute, dann lassen sie sich überzeugen.
Die Politik lässt manchmal zu wünschen übrig!
Von politischer Unterstützung war nichts zu spüren für die alte Markthalle. Es müssen sieben Amtsstellen bedient und 15 Monate überstanden werden für die Eröffnung eines einfachen Lokals. Es ist kein Zufall, dass die 'Eisblume' nicht in der Stadt Bern liegt. Einfachere Abläufe ermöglichen. Schnellere Abläufe ermöglichen. Davon träumen Gastronomen und Unternehmer. Und von Startkapital und Experimentierplätzen, zum Beispiel für Foodtrucks. Denn das Berner Bühnenbild sieht gut aus. Und die Schauspieler werden besser. Aber es braucht halt trotzdem auch diejenigen, die das Theater bezahlen und aufbauen - die Leute hinter den Kulissen.
Wir Konsumentinnen und Konsumenten können den Unterschied ausmachen!
Die Foodzukunft muss nicht nur von den Grossen geprägt werden. Wir alle haben es tagtäglich in der Hand, einen Produktionsentscheid zu fällen. Denn immer wenn wir in einen Lebensmittelladen gehen, fällen wir nicht nur einen Konsumations-, sondern auch einen Produktionsentscheid: Sollen mehr biologische und regionale Produkte den Weg in die Regale finden? Durch unser Verhalten werden wir zu Co-Produzenten und bestimmen unsere Zukunft mit!